Sichtbeton

Als Sichtbeton wird eine sichtbar bleibende Betonfläche mit Anforderungen an das Aussehen bezeichnet, jedoch ohne ausgeprägte Gestaltungsabsicht.

Auf das Fertigteil bezogen, ist zwischen den geschalten Seiten und der Einfüllseite zu unterscheiden.

Die Sichtbetonfläche ist der sichtbar bleibende Teil, der die Merkmale der Gestaltung und Herstellung erkennen lässt und die Wirkung eines Bauteils oder Bauwerks maßgebend bestimmt.

Fertigteile ermöglichen Sichtbetonflächen, die im Vergleich zu vielen anderen Baustoffen kaum Unterhaltsaufwand verursachen.


Definition Standard-Ausführung und Planungshilfen

Das FDB-Merkblatt Nr. 1 definiert unter anderem eine Standard-Ausführung von Sichtbetonflächen bei Fertigteilen (den „normalen“ grauen Sichtbeton).

Darüber hinaus zeigt das Merkblatt auf, wie die Standard-Ausführung bei einzelnen Eigenschaften abweichend modifiziert werden kann. Dazu wird im FDB-Merkblatt Nr. 14 ergänzend eine Checkliste für die Ausschreibung von Sichtbetonoberflächen zur Verfügung gestellt.

Zusätzliche Hinweise zur Planung und Ausschreibung von Betonfertigteilen aus Architekturbeton (bei ausgeprägter Gestaltungsabsicht bzw. besonders anspruchsvoller Gestaltungsaufgabe) sowie ein Leitfaden für die Ausschreibung von Architekturbeton finden sich im FDB-Merkblatt Nr. 8 über Betonfertigteile aus Architekturbeton.

Bei Sichtbetonflächen, welche nicht mit Betonfertigteilen, sondern aus Ortbeton erstellt werden, gilt das „Merkblatt Sichtbeton“ des Deutschen Beton- und Bautechnik Verein E. V. (DBV).


Planung und Ausschreibung

Die Forderung im Leistungsverzeichnis „Sichtbeton nach FDB-Merkblatt Nr. 1“ reicht für die Standard-Ausführung aus.
Bei Abweichungen von der Standard-Ausführung muss vor der Ausführung eine eindeutige und praktisch ausführbare Leistungsbeschreibung unter Berücksichtigung der aufgeführten Merkmale vorliegen, die gegebenenfalls durch Zeichnungen, Referenzflächen oder Hinweise auf ähnliche Leistungen zu erläutern ist.
Als Hilfsmittel dazu dient die Checkliste für die Ausschreibung von Sichtbetonoberflächen im FDB-Merkblatt Nr. 14.

Die Einteilung in Sichtbetonklassen ist bei der Verwendung von Fertigteilen i. d. R. nicht erforderlich.

Beschreibung der Standard-Ausführung:

  • Ausbildung der geschalten Oberfläche: glatt geschalt
  • Ausbildung der Einfüllseite, wenn sie sichtbar bleibt: geglättet
  • Ausbildung der Einfüllseite, wenn sie nicht sichtbar bleibt: abgezogen
  • Farbe: grau mit Grauzement
  • Kantenausbildung: mit Fase
  • Transportanker: verschlossen
  • Montageeinbauteile: verschlossen
  • Durchführungen zur Stützenmontage: offen
  • Schutzmaßnahmen (Lagerung, Transport, Baustelle, Montage): keine
  • Referenzflächen / Referenzbauwerk: keine

Erläuterungen zur Standard-Ausführung

Grundsätzlich gilt, dass Beschreibungen wie geglättet, feingewaschen etc. keine direkten Qualitätsmerkmale, sondern die Beschreibung von Arbeitsgängen (Handwerk) sind.

Bei Abweichung von der Standard-Ausführung ist zur Qualitätsabstimmung eine Besichtigung von ähnlichen bereits realisierten Bauteilen oder Flächen anzuraten. Bei einem Vergleich mit Referenzflächen oder bestehenden Bauwerken ist zu berücksichtigen, dass die geforderte Ansichtsfläche der gewählten Referenzfläche nur bei gleichen Ausgangsbedingungen (Form, Abmessungen, Ausgangsstoffen, Betonzusammensetzung, Schalung, Verarbeitung, Nachbehandlung, Witterung, Betonalter usw.) entsprechen kann.

Erprobungsflächen können zur Abstimmung der Oberflächenbeschaffenheit dienen. Referenzflächen werden aus den Erprobungsflächen vor Ausführungsbeginn ausgewählt.

Schalseite und Einfüllseite können herstellungsbedingt nie das gleiche Erscheinungsbild aufweisen. Glattheit und Farbgleichmäßigkeit sind Ziele, die zu beachten sind. Je rauer und strukturierter eine Sichtbetonfläche geplant wird, umso weniger fallen Wolkenbildungen, Marmorierungen, Leopardenhaut und Haarrisse auf.

Bei bewitterten Sichtbetonflächen soll der Einfluss der Witterungsbedingungen auf das Erscheinungsbild berücksichtigt werden (z. B. Verminderung von Schmutzablagerungen durch kontrollierte Ableitung des Regenwassers). Der besondere Schutz der Sichtbetonoberflächen während der gesamten Bauphase (Lagerung, Transport, Baustelle, Montage) ist zu berücksichtigen.

Die Lage und das Erscheinungsbild der Transport- und Montageanker sind zu planen. Bei der Standard-Ausführung werden die Transportanker und andere Montageeinbauteile in Sichtflächen verschlossen. Durchführungen zur Stützenmontage bleiben offen.

Geschalte Seiten

Die Standard-Ausführung für die geschalte Seite entspricht in der Regel der bei Ortbeton üblichen Einteilung in Sichtbetonklasse 2 (SB 2) gem. „Merkblatt Sichtbeton“ des Deutschen Beton- und Bautechnik Verein E. V. (DBV).

Gestaltungsmöglichkeiten der geschalten Seiten sind, einzeln oder in Kombination:

  • mit Schalung glatt oder texturiert (z. B. mit Matrize) gestaltete Betonfläche
  • Kantenausbildung mit Fase oder scharfkantig
  • Element- und Scheinfugen können als Gestaltungsmerkmale dienen
  • betonwerksteinmäßig bearbeitete Betonfläche (z. B. nach DIN 18500-1 Auswaschen, Feinwaschen, Ab-säuern, Strahlen, Flammstrahlen, Schleifen, Feinschleifen, steinmetzartige Bearbeitung)
  • farbig gestaltete Betonfläche (z. B. durch Zemente, Gesteinskörnungen, Pigmente, Anstriche), siehe FDB-Merkblatt Nr. 8

Einfüllseite

Bleibt die Einfüllseite sichtbar, so sieht die Standard-Ausführung vor, dass sie geglättet wird. Eine Einfüllseite, die im eingebauten Zustand im Bauwerk nicht sichtbar ist, wird abgezogen.


Übliche Ausführungen der frischen Betonoberfläche - ihre Erscheinungsbilder mit Vor- und Nachteilen


Ausführung

Trotz größter Sorgfalt kann es bei der Ausführung von Sichtbeton zu Fehlstellen kommen. Eine material- und fachgerechte Ausbesserung ist daher zulässig. Ausbesserungsstellen bleiben in der Regel auch bei größtem handwerklichem Geschick als solche erkennbar. Man soll deshalb sorgfältig prüfen und abwägen, ob auf eine Ausbesserung geringer optischer Fehlstellen verzichtet werden kann.

Beurteilung und Abnahme

Wegen der natürlichen Ausgangsstoffe und unvermeidlicher Toleranzen bei der Herstellung ist jedes Fertigteil ein Unikat. Die einzelnen Bauteile eines Bauwerks können daher nur im Rahmen baustoffgemäßer zulässiger Bandbreiten bestimmte Einzelkriterien erfüllen.

Beton „altert“ und verschmutzt wie jeder andere Baustoff, d. h. Struktur und Farbe können sich im Laufe der Zeit ändern. Wechselnde Witterungsbedingungen können Unterschiede im Erscheinungsbild verursachen.

Gesamteindruck

Der optische Gesamteindruck eines Bauwerks oder Bauteils kann nur aus angemessener Entfernung und bei üblichen Lichtverhältnissen beurteilt werden. Folgende Betrachtungsabstände haben sich in der Praxis bewährt.

Bauwerk: Die angemessene Entfernung entspricht dem Abstand, der erlaubt, das Bauwerk in seinen wesentlichen Teilen zu erfassen. Dabei müssen maßgebende Gestaltungsmerkmale erkennbar sein.

Bauteile: Die angemessene Entfernung entspricht dem üblichen Betrachtungsabstand des Nutzers. Es soll sich ein geschlossenes Gesamtbild einstellen. Zufällige Unregelmäßigkeiten sind für die Technologie des Sichtbetons charakteristisch und bei der Beurteilung des Gesamteindruckes zu berücksichtigen.

Einzelkriterien

Bei der Beurteilung der Sichtbetonflächen ist der Gesamteindruck aus dem üblichen Betrachtungsabstand maßgebend. Einzelkriterien werden nur geprüft, wenn der Gesamteindruck der Ansichtsflächen den vereinbarten Anforderungen nicht entspricht.

Zu tolerierende Abweichungen im Erscheinungsbild der Sichtbetonfläche (Einfüllseite (E), Schalseite (S)) sind:

  • geringe Strukturunterschiede bei bearbeiteten Betonflächen (E)
  • Wolkenbildungen, Marmorierungen und geringe Farbabweichungen (E, S)
  • „Kranzbildung“ durch frühes Schwinden am Rand (Abheben von der Schalung) (S)
  • Porenanhäufung (E, S)
  • sich abzeichnende Abstandhalter (S) und Bewehrung (E, S)
  • sich abzeichnendes Grobkorn („Leopardenhaut“) (S)
  • dunkle Streifen und geringe Ausblutungen an Schalelementstößen (S)
  • Schleppwassereffekte in geringer Anzahl und Ausdehnung (S)
  • vereinzelte Kalkfahnen und Ausblühungen (E, S)
  • Kantenabbrüche bei der Ausführung scharfer Kanten (E, S)
  • leichte Verfärbungen infolge Lagerung und Transport (E, S)

Es geht fast alles, aber das noch nicht ...

Folgende Forderungen sind technisch nicht oder nicht zielsicher herstellbar:

  • gleichmäßiger Farbton aller Ansichtsflächen am Bauwerk
  • porenfreie Ansichtsflächen
  • gleichmäßige Porenstruktur (Porengröße und -verteilung)
  • Oberfläche ohne Haarrisse

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